...
SPIEGEL: Es geht nicht nur um die Manager, sondern auch um die Konzerne dahinter. Neuerdings fahren viele wieder satte Gewinne ein, fordern von den Arbeitnehmern aber weiter Enthaltsamkeit, drohen mit Entlassungswellen und Jobverlagerung.
Plattner: Sind wir uns darin einig, dass deutsche GroЯkonzerne heute auf dem Weltmarkt konkurrieren mьssen?
SPIEGEL: Durchaus.
Plattner: Also spielen sie auch an einem Weltkapitalmarkt. Den kann man gut oder bцse finden, aber er bestimmt nun mal die Spielregeln. Dort kцnnen wir nicht mit 5 Prozent Rendite bestehen, wenn andere 40 haben.
SPIEGEL: Wieso eigentlich nicht?
Plattner: Weil Investoren dorthin gehen, wo sie die grцЯten Profite erwarten. Diese Unternehmen haben dann das Geld, die kleineren zu kaufen. So hдtte auch Microsoft SAP einfach schlucken kцnnen, wenn wir Grьnder einverstanden gewesen wдren. Warum? Weil SAP an der Bцrse einfach nicht teuer genug ist, um solche Versuche abzuwehren. Wдre Ihnen das lieber gewesen? Was Profitabilitдt angeht, ist SAP noch weit von Oracle oder Microsoft entfernt. Und um den Kreis mal zu schlieЯen: Damit eine Ьbernahme gar nicht erst zum Thema wird, brauche ich gute Manager. Gute Manager bekomme ich nur, wenn ich ihnen in Deutschland eine nahezu gleich groЯe Karotte vor die Nase hдnge wie in den USA.
SPIEGEL: Dem Siemens- oder Opel-Arbeiter wird keine Karotte vorgehalten, sondern allenfalls die Drohung, dass sein Job morgen nach Polen oder Ungarn verschwinden kann.
Plattner: Moment! Profitabilitдt ist kein Wert an sich, sondern ein Sachzwang der Globalisierung. Am Ende muss jedes Unternehmen auch sicherstellen, dass seine gesamte Belegschaft vom Wachstum profitiert. Unser aktuelles Problem ist aber nicht mehr Umverteilung oder sozialer Frieden, sondern das bloЯe Ьberleben.
SPIEGEL: Was schlagen Sie als AkutmaЯnahme fьr den Patienten Deutschland vor?
Plattner: Wir mьssen mehr arbeiten. Alle.
SPIEGEL: Das kennen wir schon.
Plattner: Und es stimmt, weil es sofort wirken wьrde. Ich halte es fьr vцllig gerechtfertigt, wenn Betriebsrдte im Gegenzug Arbeitsplatzgarantien fordern - und auch bekommen. Noch immer trдumen wir den Traum, fьr weniger Arbeit mehr zu verdienen, Maschinen unsere Arbeit machen zu lassen, als Lohn an der Weltspitze zu stehen und derweil das permanente Mallorca feiern zu kцnnen, um es mal sehr ьberspitzt zu formulieren. Dieser Traum ist lдngst zerplatzt.
SPIEGEL: Das wissen die Deutschen doch auch.
Plattner: Nein, sie ahnen es bislang allenfalls. Die Diskussionen sind nach wie vor sozialideologisch geprдgt. Hartz IV bedeutet Schmerzen. Aber die bleiben uns nicht erspart, wenn wir aus der Abwдrtsspirale herauskommen wollen. Und neben Mehrarbeit kann es dann letztlich nur der Faktor Bildung sein, der uns rettet.
SPIEGEL: Macht Geld eigentlich glьcklich?
Plattner: Klare Antwort: Nein. Es gibt sicher Untergrenzen. Wenn man gar keines hat, ist die Wahrscheinlichkeit eines eher unglьcklichen Lebens grцЯer. Aber ab einem gewissen Reichtum ist auch Glьcklichsein deutlich schwerer. Glauben Sie mir, ich weiЯ, wovon ich rede.
SPIEGEL: Herr Plattner, wir danken Ihnen fьr dieses Gesprдch.
....
|